Beide Leime haben gegelt, nur zu unterschiedlichen Zeitpunkten und bei sehr unterschiedlichen Temperaturen (67° Oberflächentemperatur beim ersten und 49° Oberflächentemperatur beim zweiten). Die erste, heiße Gelphase entstand, so weit ich sehen konnte, direkt aus dem Puddingstadium, die zweite, kühlere, nach einer vorübergehenden Verfestigung dieses Leimteils.
Meiner vorsichtigen Meinung nach liegt die Ursache für die Musterbildung nicht im gegelt/ ungegelt Zustand, sondern eher in der absoluten Temperatur, der die Leime an der Grenzfläche zum Nachbarleim ausgesetzt sind. Eine "normale" 33% Wasser Seife geistert ja nicht rum, nur weil sie an den Formenrand stößt. Aber der ist normalerweise auch nicht so brutal heiß wie die benachbarte Niedrigwasserseife beim Ghostswirl.
Edit: das müsste man eigentlich testen können. Nehmen wir mal an, ich stelle etwas heißes, was keine Seife ist aber die Temperatur über eine gewisse Zeit hält, z.B. ein vorgeheiztes Edelstahl Vollmaterial einer gewissen Dicke, in eine Form voll pigmentierter Hochwasserseife. Kriege ich dann in den Randzonen auch die charakteristischen Geistererscheinungen?
Und noch ein Edit:
Ein Foto vom Geschirr der gestrigen Seife, gerade aufgenommen, das ich euch nicht vorenthalten möchte:
In dem helleren Messbecher war der Niedrigwasserleim, in dem dunklen der Hochwasserleim. Mit dem Auskratzen von Gefäßen konnte ich mich gestern nicht mehr aufhalten, dafür war die Seife zu schnell. Aber dadurch hab ich jetzt wieder ein Bisschen was zum Nachdenken
Unterstellen wir mal, dass keiner von diesen Seifenresten an der Gefäßwand gegelt haben kann und das beide voraussichtlich ungefähr bei Raumtemperatur angetrocknet sind (ist das eine vernünftige Annahme?). Dann hat alleine das Wasser die Farbe in dem Hochwasserteil verblasst. Wobei das auch nicht so 100%ig stimmt: man kann nämlich noch ganz gut Spuren von dem sehen, was ich mit "Bröckchen in Tomatensauce" meinte. Und die Bröckchen, die das Puddingstadium erreicht haben, sind dunkler. Die Seife, die beim Antrocknen noch recht flüssig war, ist hell. Die Hochwasserseifenreste sind ferner komplett verascht, die Niedrigwasserreste frei von Asche. Alle diese Beobachtungen treffen ziemlich genauso auch auf die Seife aus der Form zu, wo beide Leime gegelt haben.
Also irgendwie scheint mir hier Gel oder nicht Gel nicht der ausschlaggebende Faktor für die Farbintensität zu sein. Pudding oder nicht Pudding schon eher, und dann noch die Laugen Konzentration.
Ich kann nicht beschwören, dass ich beide Leime genau gleich gerührt habe, aber ich habe sehr wenig gerührt. Eine Schwierigkeit dabei lag darin, dass die in die Fette eingerührte Tonerde von vorneherein den Ölfilm auf der Emulsion maskiert hat. Ich konnte nur rein nach der Konsistenz gehen, habe aber das meiste von Hand gerührt und beim allerersten Anziehen gestoppt. Ich habe nur gehofft, dass dieses Anziehen bei 39° keine false trace sein konnte, sicher war ich mir bei der Fettkombi aber nicht.
Die eingeformte Niedrigwasserseife hat sich brav gleichmäßig vom Emulsionsstadium über Creme in Pudding verwandelt, wenn auch ziemlich schnell. In der Hochwasserseife hingegen sind noch während des Eingießens Puddingklümpchen direkt aus dem Emulsionsstadium unter Umgehung des Cremestadiums entstanden: das ist das ungleichmäßige, was man auch im Becher sieht.